Der Einfluss der Saitenqualität auf den Klang der Streich- und Zupfinstrumente
Projektleiter: Dipl.-Phys. G. Ziegenhals
Projektabschluß:
September 2000
Ziel der Forschung war es, die Frage zu
klären, in welchem konkreten Maße die Saitenqualität im
Vergleich zu Konstruktion und Materialeinsatz die Qualität der
Instrumente bestimmt. Unmittelbar daraus kann gefolgert werden,
inwieweit die Saitenqualität ein wesentliches Mittel zur
Sortimentsgestaltung darstellt. Dabei sollen für den Kunden
merkbare Qualitätsunterschiede in den Sortimenten entstehen,
wobei vorrangig eine generelle Qualitätssteigerung und damit
verbunden höhere Preise und Umsätze angestrebt werden.
Für eine Beurteilung des Saiteneinflusses auf die Qualität des
Gesamtinstrumentes war es zunächst notwendig, die
Saitenqualität selbst zu bestimmen. Aufbauend auf verschiedenen
früheren Arbeiten wurde eine neue Messapparatur entwickelt und
gebaut. Die Besonderheit der Apparatur besteht darin, dass als
wesentliche Messgröße für die Saitenschwingungen die auf den
Steg ausgeübte Wechselkraft dient und nicht wie bisher die
Beschleunigung. Die Apparatur kann in Bezug auf Mensur
Saitenwinkel und Saitenhalterung für alle üblichen Streich- und
Zupfinstrumente eingerichtet werden.
Die Messungen auch an Streichinstrumentensaiten wurden stets
unter Zupferregung vorgenommen. Dies ist kein grundsätzliches
Manko für die Untersuchungen, da die wesentlichen Merkmale wie
die Gleichmäßigkeit, die innere Dämpfung, das Geometrie
Spannungsverhältnis sowie die sich daraus ableitenden Größen
wie z.B. die Partialtonverstimmung auch aus Zupfmessungen
gewonnen werden können. Lediglich die Oberflächenbeschaffenheit
der Saite in Bezug auf den Bogenkontakt und die Drehssteifigkeit
lassen sich so nicht bestimmen.
Als Ursprungssignale für die Auswertung dienen die gleichzeitig
aufgezeichneten auf den Steg ausgeübten Wechselkräfte in drei
Raumrichtungen (senkrecht zur Instrumentendecke, parallel zur
Decke in und quer zur Saitenrichtung). Zusätzlich wird die für
das Erreichen der Normalstimmung notwendige Saitenzugkraft bei
vorgegebener Mensur gespeichert. Aus den Urdaten extrahieren wir
51 die weitere Auswertung. Weitere zwei Merkmale entstehenden
während eines quasistatischen Zugversuches, bei dem die Saiten
in einer Festigkeitsprüfmaschine mehrer Belastungszyklen
durchlaufen. Die beiden Merkmale stehen für Stimmhaltung und
Dämpfung der Saiten. Insgesamt gingen Daten von 96
Violinensaiten und 180 Gitarrensaiten in die Untersuchungen ein.
Ergänzt wurden die objektiven Messungen durch eine Reihe von
subjektiven Hör- und Spieltests. In diese Tests wurden die
Saiten einbezogen, die innerhalb der objektiven Merkmale die
größten Differenzen aufweisen. Die subjektiven Tests zeigten,
dass bei Gitarrensaiten die Urteile von Hör- und Spieltests bei
deutlicher Differenzierung eine gute Übereinstimmung zeigen. Bei
Violinensaiten ist die Differenzierung nur im Spieltest
eindeutig. Die Hörtestergebnisse zeigen bei großen Streuungen
in der Beurteilung der einzelnen Saiten kein eindeutiges Bild.
Das Projekt ging ursprünglich von der Hypothese aus, dass die
Saitenqualität möglicherweise das Gesamtsystem Instrument
Saite dominiert. Die Untersuchungen zeigen, dass dies
nicht zutrifft. Ebenso konnte keine optimale Abstimmung zwischen
Instrument und Saite gefunden werden. Vielmehr ist die
angestrebte Anwendung (Genre) für die Auswahl von Instrument und
Saite entscheidend. Andererseits können die Saiten eindeutig in
Gruppen klassifiziert werden. Damit ist die angestrebte
verbesserte Erstausstattung der Instrumente mit Saiten möglich.
Veröffentlichungen:
Ziegenhals, G. | Saiten
Geschichte und Physik Pro Kultur Heft zum 7. internationaler Musikwettbewerb Bubenreuth 2000 |